Herzlich Willkommen!

One who wants to stay always happy has to change often...

Sonntag, 31. Oktober 2010

Body Attack

So hieß der erste Kurs, den ich gestern im Fitnessstudio besucht habe und ich muss sagen, heute -einen Tag später- fühle ich mich tatsächlich als wäre ich attackiert worden.
Alter Schwede, sowas hab ich noch nicht erlebt!
Zur Erklärung, warum ich das gemacht habe: man muss die Kurse, die man besuchen möchte vorher buchen und für den Samstag war nur noch dieser eine Kurs frei, sonst alles andere ausgebucht. Das hatte mich schon etwas gewundert, aber naja. In der Beschreibung stand sowas wie "Kardio- und Krafttraining für Jedermann", also Pipifax für mich, wo ich doch 3-4 Mal wöchentlich Joggen gehe, oder?
Jedenfalls haben Fabiolah und ich uns gestern um zehn Uhr ins Fitnessstudio gequält um das Ganze auszutesten. Als wir mit den anderen Teilnehmern vor dem Kursraum standen fiel mir schon auf, dass das Publikum ein Anderes ist, als in meinem Fitnessstudio in Deutschland. Wo man normalerweise (teils übergewichtige) Haus- und Bürokauffrauen sieht, konnte man hier vielmehr durchtrainierte Männer  und Frauen/Amazonen finden und auch die Trainerin wirkte etwas zu muskelbepackt für eine Aerobictrainerin. "Schon komisch" dachte ich mir, aber da gingen auch schon die Türen auf und es ging los.
Die Musik war der Hammer oder vielmehr der Presslufhammer: laut, dröhnend und schnell, genauso wie die Trainerin. Nach zehn Mintuen schweißtreibendem Hin- und Hergehüpfe erwartete ich nun eine etwas ruhigere Einheit. Pustekuchen! Zur Entspannung wurden erstmal ein paar Liegestütz gemacht. Ich schaffe da ungefähr zwei und das hat auch die Trainierin gemerkt, denn als ich kurz vor der Ohnmacht meine Augen  nochmal öffnete, traf mich ihr Blick und ich sah, wie sich ihr Mund bewegte. Schreit die mich etwa an? Die Musik war ja so laut, dass ich eh nix gehört hätte, aber sie schien mir etwas mitteilen zu wollen. Mmh...Was könnte das wohl heißen? Im Lippenlesen bin ich leider nicht besonders gut, aber gottseidank wurde dann die Musik leiser und ich konnte sie tatsächlich hören. An dieser Stelle versuche ich den Teil, den ich verstanden habe mal sinngemäß zu übersetzen. Sie schrie also so etwas wie: "ICH GLAUBE DU WILLST MICH WOHL VER*******! NUR WEIL DU HIER NEU BIST, BRAUCHST DU KEINE EXTRAWÜRSTE ZU ERWARTEN. LOS,LOS,LOS! ZACK AUF DIE BEINE/ARME UND DREI, VIER, FÜNF ... KOMM DU BIST DOCH KEINE MIMMI... DU WILLST DOCH DEIN ZIEL ERREICHEN,ODER???" (die Tränen in meinen Augen hat sie wohl als "Ja" interpretiert) "ALSO WEITER, SECHS, SIEBEN..."
Ich weiß nicht, warum sie von mir abgelassen hat. Vielleicht hat ihr das weiße Dreieck um meinen Mund und  Nase dann doch gezeigt, dass ich echt alles gebe, jedenfalls hatte ich für den Rest der Stunde meine Ruhe. D.h. meine Ruhe hatte ich nicht wirklich, aber zumindest kam ich nicht mehr in direkten Kontakt mit dem Drillsergeant. Weiter ging es mit wilden Sprüngen in alle Himmelrsichtungen, die angeblich einem Muster folgten. Für mich war es so ersichtlich wie mathematische Algorithmen, sodass meine Perfomance eher einem Giraffenbaby ähnelte, das gerade Laufen lernt. Anstrengend war es trotzdem, denn hätte ich meine Muskeln nicht die ganze Zeit über angespannt, hätten wohl sämtliche Gelenke ihren Stammplatz verlassen.
In meiner Nähe hörte ich wieder die Trainerin schreien und sah mich um, ob ich wieder gemeint sei, aber nein, jetzt war Fabiolah dran. Sie hatte sich kurz hingesetzt oder war zusammengebrochen, ich weiß es nicht genau, jedenfalls hatte sie den Boden gerade erst berührt als sie die stählernen Arme der Trainerin wieder hochzogen.
Und weiter ging der Spaß. Die Anderen machten die wildesten Dinge, ich versuchte nur zu überleben und nicht von fremden (oder meinen eigenen) herumwirbelnden Extremitäten K.O.-geschlagen zu werden. Und das habe ich sogar geschafft.
Was aber noch besonders hervorzuheben ist, waren die Geräusche, die die anderen Teilnehmer so von sich gaben. Es wurde gejubelt, angefeuert, gejauchtst und was nicht alles. Teilweise gab es auch Sprechchöre an denen ich leider nicht teilnehmen konnte, weil sich meine ungeteilte Aufmersamkeit auf die Sauerstoffaufnahme konzentrierte. Also GAR kein Vergleich zu deutschen Kursen, aber ich gehe nächste Woche trotzdem wieder hin - das heißt, wenn ich mich bis dahin wieder bewegen kann:-)

Nur, damit ihr euch etwas darunter vorstellen könnt:
http://www.youtube.com/watch?v=zi99b8Tmaq4

http://www.youtube.com/watch?v=hGXhYIQFALQ&feature=related

Dienstag, 26. Oktober 2010

Health and Fitness oder Gesundheit und Fitness

Gestern war ich mit Fabiolah (Französichassistentin) unterwegs und auf der Suche nach einer geeigneten Möglichkeit unsere wunderbaren Körper zu trimmen. Erst haben wir uns das Sport-Gemeindezentrum angesehen und dann ein HighSociety-Fitnesstudio. Wer mich kennt, wird über meine Wahl wohl etwas erstaunt sein, wir haben uns nämlich für letzteres entschieden:-) Ich bin jetzt also stolzes Mitglied bei LA Fitness (http://www.lafitness.co.uk/ ) und wer mehr über Preise wissen möchte hat Pech gehabt, die gibt es nämlich nur auf Anfrage. Fabiolah und ich haben aber alles gegeben und solange mit dem Managertyp dort geflirtet, bis er sich zähneknirschend dazu bereit erklärt hat uns als Studenten anzumelden (hier zählen wir nämlich als Angestellte, weil wir soooo viel verdienen). Und außerdem hat jede von uns auch noch einen Rucksack geschenkt bekommen. Ich kann es kaum erwarten endlich wieder gesund zu werden und zum Training zu gehen. Habe ich eigentlich schon erwähnt, dass wir einen Pool haben? Übrigens konnte ich auch ein paar Gästepässe rausschlagen, wer mich also besuchen kommt, wird in den Genuss kommen, mit mir saunieren zu dürfen:-)
Lustig war der Teil, bei dem wir unserer Ziele formulieren sollten. Die Engländer sind da etwas eigen, fast patriotisch und sehr engagiert. Wir haben sogar einen Motivationscoach, der uns zu Hause anruft, wenn wir längere Zeit nicht erscheinen. Es fühlt sich ein bisschen so an, als wäre ich einer Sekte beigetreten, aber das ist okay, ist ja nur bis Mai. Der PersonalTrainer wollte dann auch wissen, wie wir später mal aussehen möchten und weil mir kein anderer Prominame einfiel, habe ich gesagt: "Evangeline Lilly". Ich glaube ein kleines Zucken in der Nähe seiner Mundwinkel entdeckt zu haben, aber ich bin mir nicht ganz sicher, ob er mich innerlich ausgelacht hat, oder ob es die Vorfreude war, mich richtig viel quälen zu dürfen - auf sportlicher Ebene natürlich. Naja, ich werde es sicher bald herausfinden. Und für die, die nicht wissen, wer Evangeline Lilly ist, hier ein Foto von ihr in Bestform:

Montag, 25. Oktober 2010

Handysorgen - gelöst

Die Folgende Info ist überholt, ich bin wieder zu erreichen:


Hallo meine Lieben!
Macht euch keine Sorgen um mich, ich lebe! Ich weiß, dass ich mich schon ewig nicht mehr gemeldet habe, aber das liegt nur daran, dass mein Akku leer ist. Ich Genie habe mein Ladegerät nämlich der Französichlehrerin gegeben und die ist jetzt krank. Keine Ahnung wann sie wieder zur Schule kommt, aber solange bin ich nur über Skype und Email zu erreichen.

Tut mir Leid!

Sonntag, 24. Oktober 2010

Alltag? Niemals!

Okay, wie konnte ich nur so naiv sein und von Alltag sprechen? Ich wohne doch schließlich in einer WG!
Als ich vorhin in die Küche kam hat Hannah gerade das klebrige Zeug aufgewischt, das ihre betrunkenen Freunde gestern Nacht dort verschüttet haben, als sie im Haus fangen spielten. Erst dachte ich, sie würde mit Essigwasser putzen, aber mittlerweile habe ich herausgefunden, dass unser Wischmop so riecht. Naja, das war die Küchengeschichte Nummer 1, aber das war ja noch nicht alles:-)
Gerade war ich wieder in der Küche, um mir einen schönen schwarzen Tee zu machen und was passt am besten zu Tee? Richtig, eine Banane. Ich knie vor meinem (ausnahmsweise vollen) Kühlschrank und suche die wunderbaren Fairtrade-Bananen, die ich gestern auf dem Markt gekauft hatte als ich plötzlich zwei nackte Füße neben mir bemerke. Das ist aus mehreren Gründen eklig, welche ich im Folgenden gerne erläutere:
  1. es sind Füße
  2. sie gehören offensichlich zu einem Männerkörper und sind daher besonders haarig
  3. sie sind nackt
  4. und berühren den Küchenboden,
  5. der immernoch nach dem Gammelmop riecht
  6. und außerdem sind sie mir fremd.
Sie gehören nämlich meinem neuen Mitbewohner Tom, dem Juniormanager einer Vodkabar, der gerade erst aufgestanden zu sein scheint. Er ist ganz freundlich und stellt sich mir vor, außerdem entschuldigt er sich für seinen Aufzug. Er war nämlich gerade auf dem Weg zur Dusche und wer beim Video aufgepasst hat, weiß ja dass man da durch die Küche muss. Tom wohnt in meinem alten Schimmelzimmer und weil der Weg ins Bad nicht besonders weit ist, hat er sich wohl gedacht, dann reiche es aus, nur ein Handtuch umzubinden. Ich weiß nicht, ob es Zufall ist, aber dieses besagte Textil war kaum größer als ein Feigenblatt und als er mir die Hand reichte, um sich wie ein Gentleman vorzustellen, habe ich nur gehofft, dass er es nicht verliert.
Ich hatte mich schon gefragt, wann ich den neuen Mitbewohner wohl kennenlernen würde und wie er so wäre, aber damit hätte ich nicht gerechnet. Wenn mich jemand bitten würde ihn zu beschreiben, würde ich wohl sagen: "Höflich ist er, und barfuß -bis zum Hals".

Alltag

Naja, Alltag kann man es nicht wirklich nennen, wenn man 800 bzw. 900 km von seinen Lieben entfernt ist. Aber ich nenne es trotzdem so, weil

  • ich mich schon länger nicht mehr verlaufen habe
  • ich gerlernt habe, dass man IMMER einen Regenschirm mitnehmen muss, auch wenn kein Wölkchen am Himmel steht
  • die Busse nicht mehr an mir vorbeibrausen, obwohl ich ihnen signalisiere, dass ich mitfahren will
  • ich jetzt weiß, dass es keine Busfahrpläne gibt und die Zeiten die an der Haltestelle stehen reine Schätzungen sind
  • ich mich damit abgefunden habe, dass es hier keinen guten Kaffee gibt und ich deswegen nur Tee trinke
  • die Leute mich nicht mehr direkt fragen, ob ich aus Deutschland komme, sondern tippen, dass ich aus Australien stamme. Warum? Keine Ahnung ehrlich gesagt. Aber sie verstehen mich jedenfalls.
  • ich weiß wo ich das beste Gemüse kaufen kann
  • ich jede Woche zu meinem Bauchtanzunterricht gehe
  • ich liebe Menschen kennengelernt habe, mit denen ich hier meine Zeit verbingen kann.
  • ich schmerzhaft lernen musste, dass Pudding hier nicht Pudding ist, sondern ekliges Gebäck mit ekliger Soße http://www.mysupermarket.co.uk/Images/ExternalImages/ProductsDetailed/57/073657.jpg?ts=634224686380

Ich finde mich also gut zurecht und habe mich eingelebt, aber manche Sachen finde ich immernoch komisch und ich werde mich da wohl auch nie dran gewöhnen. Aber wir werden sehen, vielleicht ja doch.

Liebe Grüße aus dem heute sonnigen Loughborough!

Mittwoch, 6. Oktober 2010

Alles Liebe zum Geburtstag Annika!


Hallo meine liebe Rosine!

Zu deinem 21. Geburstag wünsche ich Dir alles alles Liebe und Gute! Hier ist es eine ganz große Nummer wenn man einundzwanzig wird und deswegen habe ich noch etwas für Dich vorbereitet:


Also feier Deinen Geburtstag und lass Dir den Kuchen schmecken!

Dienstag, 5. Oktober 2010

Mein Leben im Crazyhouse

Wahnsinn! Ich bin schon 10 Tage hier und habe noch nicht einmal Bericht erstattet. Und das, obwohl sich für mich soo viel verändert hat. Ich will heute keinen Roman schreiben, denn gleich bekomme ich Besuch. "Besuch?" werdet ihr euch vielleicht fragen und denken, dass euer Mädchen noch in einem Zelt lebt, aber dem ist nicht so. Ich habe ein großes Zimmer im Crazyhouse gemietet. Nun wohne ich aber in einem ganz kleinen Zimmer. Ich fühle mich ein bisschen wie Harry Potter, der bei den Dursleys im Wandschrank unter der Treppe wohnt. Denn mein Bett steht unter einer Schräge und in genau diese ist die Treppe eingelassen. Da hört man jeden Schritt und der Junge, der oben wohnt, ist ein Pummelchen:-) Warum ich da wohne? Eigentlich ist es ja ganz witzig. Ich musste umziehen, weil das erste Zimmer endlos verschimmelt war. Aber das war nicht alles. Es lag außerdem im Erdgeschoss zur Straße raus und ich konnte ja nicht wissen, dass ich in einem Studentenviertel wohne, in dem die Einwohner mehr feiern als lernen. Mein Winzzimmer hat dafür Blick auf den Garten. Hier kann ich den ganzen Tag die Eichhörnchen beobachten, die hier übrigens grau sind.

Außerdem sind meine Nachbarn auch ziemlich interessant. Ein Haus voller blutjunger Sportstudenten, die im Garten herumtollen und ihr Revier markieren. Auch kleinere Rangkämpfe konnte ich schon beobachten. Alles in allem also wie die Hörnchen. Nur sind die Burschen weniger flauschig.

Meine Mitbewohner sind grandios: Der Bub ist Künstler und seeeehr kreativ. Ganz besonders wichtig ist er auch, sagt er. Davon abgesehen ist er aber ganz nett, auch wenn er eine Axt besitzt. Das Mädl habe ich erst zweimal kurz gesehen. Sie ist auch wie ein Eichhörnchen. Ganz flink und sie flüchtet immer schnell in ihren Bau, wo sie essen hortet und sich versteckt, bis es dunkel wird. Heute habe ich Brownies gemacht und mich auf die Lauer gelegt. Und siehe da, der kleine Racker hat sich gezeigt. Leider nur, um schnell ins Badezimmer zu rennen und dann dort auszuharren bis ich kurz im Keller war. Und schon war sie wieder weggehuscht.
Crazyhaus eben.

Unsere anderen Mitbewohner sind leider keine Menschen. Wir haben Ameisen. Nicht so schlimm, dachte ich, bis ich entdeckt habe, dass sie fliegen können. Außerdem gibt es hier überall Spinnen. Okay, das geht auch noch. Aber gestern beim Auswischen der Schränke habe ich Mausefallen gefunden. Mein Mitbewohner denkt aber nicht, dass wir Nager im Haus haben, er hält es für wahrscheinlicher, dass man damit ganz besonders große Kakerlaken fangen kann.

Ihr seht also, aller nur halb so schlimm. Zum Rest erzähl ich euch ein andermal etwas!

Liebe Grüße aus dem hübschen Loughborough!