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Dienstag, 8. März 2011

Deutschland im Vergleich


Inspiriert durch einen Blog, der gemeinschaftlich von Amis und Briten betrieben wird, möchte ich mein Deutschland im Folgenden im Vergleich zeigen:

Nach meiner ganzen Zeit, die ich jetzt hier bin werde ich euch mal mehr über meinen Eindruck von England erzählen. Als ich im Februar kurz in Deutschland war, konnte ich nämlich auch ein wenig Abstand vom UK gewinnen und so die Perspektive von und auf beide Seiten sehen.
Nach Hause zu gehen hat mir bewusst gemacht, dass das eine Land nicht unbedingt besser ist als das andere, es ist einfach nur anders, wobei ich nicht verleugnen möchte, dass Beide ihre Vor- und Nachteile haben. Als ich in Deutschland ankam habe ich mich erst ein wenig befremdet gefühlt, wie ein Beobachter, der nicht so ganz dazu gehört. Aber zu Hause –in meiner Wohnung- angekommen und von Andi willkommen geheißen, fühlte es sich schnell an, als wäre ich nie weg gewesen. Wenn man mal davon absieht, dass meine Grundordnung im Haushalt vollständig aufgelöst wurde. Ich bin ein Freund von Veränderungen, aber nicht in (m)einem perfekten System. Anyway. Als ich nach meinem Kurztrip wieder in Loughborough ankam, hatte ich auch hier das Gefühl wieder nach Hause zu kommen. Es ist erschreckend, wie schnell das Leben in einem anderen Land „normal“ geworden ist. Es sind die kleinen Dinge im Alltag, die in einer anderen Kultur am schwersten zu bewältigen sind. Aber wenn man erst einmal aus der anfänglichen „Urlaubsphase“ mit der rosaroten Brille  überwunden hat, ist es im Endeffekt das gleiche Leben, dass man vorher geführt hat, allerdings verschoben um eine Zeitzone und ein paar tausend Kilometer oder Meilen. Man gewöhnt sich einfach daran. Trotzdem wundere ich mich hin und wieder dann doch noch über das ein oder anderen, wie zum Beispiel die britische Health&Safety Obsession oder das scheinbare Fehlen der Kälterezeptoren bei den Briten. Andere Sachen fallen einem mit der Zeit weniger auf, aber ich erinnere mich, als ich hierher kam, fand ich sie schon ein bisschen seltsam und deswegen möchte ich ein paar Sachen an dieser Stelle noch einmal anschneiden.

Freundlichkeit und Höflichkeit
Es ist schon seltsam, wie häufig man hier mit Kosenamen angeredet wird, wie z.B. „my dear“, „my love / darling / sweetheart“ etc. Außerdem geht einem das übermäßige Bitten und Danken mit der Zeit ein wenig auf den Geist. Letzte Woche habe ich ein ca. 100-jähriges Ehepaar auf dem Gehsteig überholt, weil sie im Schneckentempo vor mir herschlichen, obwohl sie sicherlich das Potential zur Schildkröte gehabt hätten. Als ich in meiner gemütlichen Geschwindigkeit an ihnen vorbeirauschte, hörte ich, wie mir die Schilddame noch ein zartes „Sorry“ hinterher hauchte, bevor die Greise am Horizont verschwanden.
Zurück zum eigentlichen Punkt. Als ich in Köln landete, angerempelt, auf den Fuß getreten und fast niedergerissen wurde, konnte ich keinen Laut vernehmen, der auch nur annähern an ein simples „Tschuldigung“ erinnert hätte. Da war ich schon ein bisschen empört.
Und auch Andi hat mich schon mehrmals darauf hingewiesen, dass ich mich bei ihm nicht für jede Kleinigkeit bedanken muss. Auch wenn ich diesen Teil meines Wortschatz, in Vorbereitung auf deutsche Verhältnisse, sowieso schon weniger inflationär benutz hatte.
Das Deutschland aber eine Wüste im Bezug auf Freundlichkeit ist, wurde mir klar, als ich am Bahnschalter stand, um mein Ticket gegen das Gleiche, allerdings eine Stunde früher zu tauschen. Nur mal am Rand: das hätte mich knapp 90€ gekostet. Aber nicht nur ich wurde wenig entgegendkommend behandelt, ganz besonders eine Asiatin, die verzweifelt versuchte, eine Bahnmitarbeiterin vom Helppoint dazu zu bewegen, ihr die Anzeige zu erklären, die fünf Schritte außerhalb des Bahnbüros war. Aber der Mitarbeiterin ist es wohl nicht erlaubt, das Ladenlokal zu verlassen, so versicherte sie der Fremden. Später habe ich sie bei Subway gesehen, das ganz nebenbei nicht IM Bahnladen war. 
„Sänk juh for träwelling wis Deutsche Bahn.“

Sprache
Ich vermisse die englsiche Sprache, wenn ich in Deutschland bin – und wie. Allerdings finde ich den deutschen Akzent so schlimm, dass ich es die meiste Zeit beschämend finde, wenn wir deutsch sprechen. Und ich finde es wunderbar, dass sich die Engländer darüber lustig machen. Allerdings scheint ihnen zu entgehen, dass auch sie nicht akzentfrei sprechen und das ist in dein meisten Fällen einfach zum schießen. Ich finde es hier auch ein bisschen Schade, dass wenig Leute überhaupt eine Fremdsprache sprechen. Ein Tschechisches Sprichwort sagt “Mit jeder neu gelernten Sprache erwirbst du eine neue Seele.” Demnach sind die meisten Briten ziemlich unbeseelt.

Auswahl an Essen und Trinken
Das traditionelle englische essen ist durchweg okay, aber nichts hat mich bisher so richtig vom Hocker gerissen. Süßigkeiten sind meist eher geschmacklos, dafür umso süßer und fettiger und das Bier hier ist einfach schrecklich. Ich als alter Weißbierverachter, habe hier gezwungenermaßen Erdinger für mich entdeckt. Im Vergleich zu der anderen Brühe, ist das einfach deliziös.
Was England und Großbritannien Deutschland aber weit voraus hat, ist die große Auswahl an Länderspezifischen Lebensmitteln. Sachen, die man in Deutschland nur in Delikatessenläden oder Onlineshops findet, gibt es hier in jedem Supermarkt zu kaufen. Und die haben hier übrigens fast rund um die Uhr geöffnet. Und auch die Bestellservices sind hier etwas abwechslungsreicher und vor allem gut. Hatte ich schon erwähnt, dass ich indisches Essen liebe? Und vietnamesisch, koreanisch, thailändisch, kantonesisch, marokkanisch, arabisch, malaysisch und und und. Wonach man hier aber lange suchen kann, sind gute Italiener, Griechen oder Türken. Datt jibbet hier einfach nich!

Schlangestehen und Anstellen
Wie ich an dieser Stelle schon einmal erwähnt habe, ist sind Warteschlangen im UK nicht optional und das will ich auch in Deutschland!!! Ich will, ich will, ich will! Ich hasse es, wenn ich mir in Deutschland meinen Vordermann im Getümmel merken muss, um nicht zu verpassen wann ich dran bin –wenn es ein zivilisierter Ort ist. Wenn ich an den Kiosk an meinem alten Gymnasium denke? Da gab es nur Essen für den, der eh schon kräftig war, denn wer am besten drängelte, wurde auch bedient (eine Danksagung für Pia, die immer für mich mitbestellt hat;-D). Ich plädiere also an dieser Stelle für weniger Ellbogeneinsatz  beim deutschen Anstehen. Ein hoch auf die Warteschlange!

Öffentliche Verkehrsmittel
Nur ganz kurz, weil ich es schon hundertmal gesagt habe: viel zu teuer, unpünktlich und sie fahren normalerweise nicht an Orte, die abgelegener sind. Zudem sind sie durch die zahlreichen Privatunternehmen irreführend und ernsthaft, wenn ich schon einen Fahrplan aufhänge, kann ich mich dann nicht wenigstens in etwa daran halten? Beispiel: Mein Bus nach Shepshed SOLL immer um 7 kommen. D.h. 9.07, 9.17, 9.27 usw. Ich stehe jeden morgen um 9.00 an der Haltestelle, warte 25 Minuten, so dass ich fast zu spät komme und dann kommt ein Bus der Linie, der erst mal an mir vorbeifährt. Ich überlege schon, ob ich ein Taxi rufen soll, da kommen drei andere Busse der gleichen Linie hintereinander. Was soll denn das?!

Medien
Von der BILD-Zeitung mal abgesehen sind die deutschen Medien ja relativ langweilig. Oder sachlich und professionell, wie ich es eher ausdrücken würde. Ich finde super, dass man unsere Nachrichtensprecher noch nicht Schabenfressend im Dschungelcamp gesehen hat. Mich beeindruckt es, wie wenig Panikmache es in deutschem TV gibt (wenn man das Privatfernsehen mal außen vor lässt) und ich finde es wunderbar, dass die Tagesschau in ihrer Studiodekoration immer noch auf einen simplen Teleprompter und den alten blauen Hintergrund zurückgreift. Es ist herrlich, wenn man nicht jedes Mal Konserven für Wochen einkaufen und Heizöl kaufen muss, wenn man die Nachrichten gesehen hat. Allerdings wirkt das Leben im UK um einiges spektakulärer:-D

2 Kommentare:

  1. Dass wir nicht im glaichen UK leben, war mir ja bewusst, aber leben wir etwa auch in unterschiedlichen Deutschlanden? Ich kann mich da bei dir irgendwie weder in dem einen, noch in dem anderen wiedererkennen :-)

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  2. Ich würde das Saarland auch nicht unbedingt als Paradebeispiel für Deutschland anführen, das ist mehr so wie ein deutsch-französiches Reservat fernab der Wirklichkeit ;-)

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