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Samstag, 18. Dezember 2010

Warum bedient mich eigentlich keiner?

Ich habe schon in meiner ersten Woche in England lernen müssen, dass man in einem Pub niemals auf die Bedienung warten sollte, denn dann verdurstet man,
Dort herrscht nämlich self-service, was nichts anderes bedeutet, als dass man seine Getränke selbst holen muss. Essen wir aber normalerweise gebracht, wenn man seine Tischnummer kennt.
Okay, soweit habe ich das Ganze ja auch verstanden und deswegen habe ich mich auch mit meinem Geldbeutel bewaffnet auf den Weg zur Bar gemacht. Erstmal musste ich die anderen Gäste, die am Tresen lehnten, genau beobachten um herauszufinden wo das Ende der Schlange war. Nach zwei Minuten habe ich dann jemanden gefragt, vor allem deshalb, weil ich durch mein Rumgestehe wieder eine andere Schlange eröffnet hatte.

Kleiner Exkurs zum Anstehen oder queuing:
Auch wenn die Engländer versuchen dieses Vorurteil zu bekämpfen, hält es sich hartnäckig. Aber es ist einfach war „Engländer stellen sich überall an“.  Geht man zum Beispiel jetzt in der Vorweihnachtszeit durch ein Einkaufszentrum wird man sehen, dass vor manchen Geschäften mobile Geländer gespannt sind, die die wartenden Massen im Zaum halten sollen. Wo man sich in Deutschland wohl denken würde „Ok, dann komme ich einfach später noch mal wieder“ scheint der Gedankengang hier wohl dem gewohnten Muster zu folgen, sodass man sich erst mal an das Ende der Schlange stellt und geduldig wartet (auch im Regen). Das können die Engländer nämlich auch ganz gut, warten und zwar geduldig. Niemals würde man hier jemanden so etwas rufen hören wie „Hey, geht’s da vorne auch mal weiter?!“, dann könnte man auch gleich noch die Queen beleidigen.

Übrigens war das Beste wofür ich bisher anstehen musste eine Rolltreppe im Birminghamer Einkaufszentrum und auch hier gab es diese mobilen Geländer, schon lustig, oder?
In meiner winzig kleinen Apotheke habe ich letztens nur darauf gewartet mein Medikament zu bekommen, ich musste also nicht mehr bedient werden. Ein neuer Kunde kam herein und hat sich prompt hinter mich gestellt. Ohne etwas zu sagen bin ich dann zur Seite gegangen, um mein Desinteresse an der bedienenden Apothekerin anzuzeigen. Ich wartete ja nur darauf, dass ihre Kollegin aus dem Lager zurückkam.  Um in dem kleinen Raum möglichst wenig Platz in Anspruch zu nehmen, habe ich mich mit dem Rücken nah an die Wand gestellt, so dass vielleicht noch 40cm Platz waren. Prompt hat sich der andere Kunde hinter mich gequetscht. Das war mit dann doch etwas zu nah und so habe ich mich auf einen der freien Stühle gesetzt, der mitten im Raum stand, um ihn noch kleiner zu machen. Und wo stellt sich der Typ hin? Hinter meinen Stuhl!!! Ihr glaubt gar nicht wie froh ich war, als meine Apothekerin endlich aus dem Lager zurückkam...

All right! Wieder zurück zur Bargeschichte. Wo war ich nochmal stehen geblieben? Ach ja, ich hatte das Ende der Schlange gefunden und mich angestellt, wobei die Leute die an „meiner“ Schlange anstanden, mir folgten wie bei einer Polonaise.
Mit einem Dutzend Augen im Rücken habe ich dann versucht mich bemerkbar zu machen. Hier ist das etwas schwieriger, denn  man sollte es vermeiden durch lautes Rufen oder Winken auf sich aufmerksam zu machen (unhöflich). Also habe ich den Barkeeper angestarrt, als wollte ich mit meinem Röntgenblick durch seine Kleidung sehen. Als ich schon dachte, dass meine Augen bald austrocknen und meine Kontaktlinsen verschumpeln, hat er mich endlich gesehen. Ich habe zwei Bier bestellt. Seine erste Frage war „Welches?“ und dann habe ich einfach die Marke gesagt, die auf dem nächstbesten Bierdeckel stand. Ich wollte ihm nicht auch noch erklären, dass es bei dieser Brühe egal ist und die sowieso alle gleich undeliziös sind. Da fragt er mich doch glatt ob ich ein Pint oder ein half Pint will. Hä? Naja, da ich keine halben Sachen mache habe ich mal das Pint genommen und gehofft, dass ich jetzt kein Schnitzel bestellt hatte. Er bezog sich aber wohl nur auf die Größe der Getränke, gottseidank.
Von weit weg fragte er mich dann noch, wie viele ich wollte und da ich nicht durch die ganze Bar brüllen wollte, signalisierte ich ihm mit meinem Zeige- und Mittelfinger die Zahl zwei. So, an dieser Stelle muss ich eine Warnung ausgeben: Lasst das! Nie nie nie in England machen, denn hier heißt das „Fuck off“. 
Das ist nicht besonders schön und deswegen werde ich es auch nicht übersetzen. „Ich hätte ihm aber auch genauso gut den Mittelfinger zeigen können“ hat mir der wütende Barkeeper dann erklärt. Ich habe also mal wieder jedes erdenkliche Fettnäpfchen mitgenommen und bin in großen Sätzen hereingesprungen und alles nur für dieses schaumlose Gebräu. Ich freue mich richtig auf ein schönes kühles Fiege Radler;-)

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